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Von Wartezimmern, Hüten und anderen Kopfbedeckungen
2024, digital art, fineartprints in limitierter Auflage
Januar 2024
Eigentlich ging es mir gesundheitlich gerade ganz gut, da ereilt mich Mitte Januar eine Influenza A Lungenentzündung. Das war schon akut alles andere als lustig, aber danach war ich körperlich so fertig und mein Parkinson hatte sich so extrem verschlechtert, dass ich im Rollstuhl saß und in Reha geschickt wurde. Ich ahnte schon, dass das länger dauern würde und suchte nach einer Beschäftigung. Acrylfarben oder Ton würden sie wohl in der Klinik nicht akzeptieren und so entschloss ich mich zu dem Kompromiss, auf digitale Malutensilien zurück zu greifen. iPAD, apple Pen und Procreate passten zwar gut in die Tasche, aber ich hatte überhaupt keine Erfahrung und starke Vorbehalte. Als allererstes Bild entstand die "Pneumonie", die in ihrer Trübseeligkeit ziemlich genau meiner Stimmung entsprach.
Im Laufe der sieben Wochen hatte ich Zeit, meine neuen Zeichenwerkzeuge ein ganz klein wenig kennen zu lernen. Mir ging es zunehmend besser und so verbrachte ich viel Zeit in irgendwelchen Therapien und fast ebenso viel in den dazu gehörigen Wartezimmern. Ich hatte das iPAD immer dabei und versuchte, durch Ausprobieren meine software kennen zu lernen. Eines Tages saß mir ein Mann gegenüber, der einen auffälligen Hut trug. Ich versuchte, ihn zu skizzieren, was mir aber nicht gelang, da er bald aufgerufen wurde. So entstand die Idee in jeder Wartezeit ein schnelles Bild zu zeichnen, das einen Mann mit Hut oder anderer Kopfbedeckung zeigt. Die Wartezeiten waren aber nicht so lang und deshalb entstanden sehr viele 5-10 Minuten Skizzen, von denen ich einen Großteil schnell wieder löschte. Ein paar haben mir aber doch so gut gefallen, dass ich sie zu einem Wartezimmerprojekt zusammen gefasst habe. Jetzt bin ich wieder fit und das Projekt ist (zum Glück) beendet.
Gerade fällt mir auf, dass ich rein zufällig ganz verschieden "Mannsbilder" gezeichnet hab - zumindest erscheint es mir so. Den Typ Schwiegersohn bzw. Traummann, der erfolgreich im Berufs- und Privatleben jetzt vegan lebt und in betont lässigem aber teurem outfit auf Understatement macht. Den der Welt entrückten Weisen, der auf Moden und Äußerlichkeiten keinen Wert legt und seine innere Mitte gefunden hat. Den Typ von Barbie, der gerade von einer Großtiersafari zurückgekehrt ist. Den einsamen Trinker, der Abend für Abend seine umfassende Erfolglosigkeit in Gin ertränkt. Den völlig aus der Zeit und Welt gefallenen Sonderling. Den Coolen, der alles nimmt was entspannt und auf keiner Party fehlt. Den Macho, Rinderzüchter, lokale Autorität und Vorsitzender jedes Vereins in der Gegend. Den kindischen, der sich weigert erwachsen zu werden und sich und die Welt nicht besonders ernst nimmt. Den dementen Alten, der ie Fassade aufrecht zu erhalten sucht. Den Alten der unauffällig auf der Bank sitzt und Tauben füttert, in Wirklichkeit aber ein ganzes Imperium fest in der Hand hat. Den alten Mann, der nach einem grauen Leben nun in grauen Klamotten durchs ebenso graue Wetter dem Ende entgegen lebt.
Nachtrag Frauen mit Kopfbedeckungen
Schon wegen der Gerechtigkeit habe ich dann versucht, Frauen mit Kopfbedeckungen zu malen. Und das genau so schnell und skizzenhaft wie die oben gezeigten Männer. Da musste ich aber lernen, dass ich das nicht kann. Ein so schnelles Skizzieren, wird zumindest in meinen Händen, den Frauengesichtern nicht gerecht. Um zu versuchen, die Schönheit der Frauengesichter wenigstens halbwegs einzufangen, brauche ich viel mehr Zeit und irgendwie scheint das mir auch wichtiger zu sein. Ob es gelungen ist mögen andere beurteilen.